Der 190 PS starke T4 dürfte die beliebteste Version der neuesten Volvo S60-Limousine sein. Wir haben uns für polare Konkurrenten entschieden: Die Referenzprämie ist der BMW 3er, und der entsprechende Genesis G70 fungiert als relativ günstige Alternative. Zu Beginn des Tests hatten wir noch nicht den Basis-Benziner 320i, also nahmen wir den 320d mit konventionellem Fahrwerk und einem Minimum an Optionen. Ein Problem ist die umstrittene Body-Art-Folie, unter der das Auto nicht sichtbar ist. Deshalb nutzen wir zum Fotografieren das elegante 330 mit M-Paket. Und es wird sich im Folgenden auch als nützlich erweisen, wenn es um eine „Fahrer“-Modifikation des Volvo geht.
Die für meinen Geschmack schönste Version des „Sixty“ ist der V60 Cross Country Kombi. Vor diesem Hintergrund und im Vergleich zum BMW oder gar nicht zum originalsten Genesis wirkt die schwarze Limousine rustikal, etwas zweitrangig. Einzig das Lichtmuster der Scheinwerfer ist einprägsam: entweder zwei Dreizack, oder die Symbole „E3“. Beim ersten Mal muss man die Türen feinfühlig zuschlagen, um sie zu schließen. Das Innendesign ist konservativ, die Kabine überzeugt jedoch durch die Qualität der Materialien. Für Holzeinsätze in der Frontplatte ist kein Aufpreis erforderlich. Luftleitbleche fühlen sich teuer an.
Nach dem unbequemen BMW-Armaturenbrett gefällt das einfache Volvo-Digitalpanel durch seine Einfachheit und den Wunsch, analogen Skalen mit Zeigern zu ähneln. Man muss sich vor allem an die übermäßige Rolle des Touchscreens bei der Verwaltung sekundärer Funktionen gewöhnen. Aus der elementaren Einbeziehung von Sitzheizung oder Umluft wurde ein zumindest zweistufiger Vorgang gemacht, der von der Straße ablenkt. Es ist nicht sicher…
Im Gegensatz zu seinen klassisch aufgebauten Konkurrenten basiert der Volvo auf einer Frontantriebsplattform mit quer eingebautem Motor. Offenbar ist die schwedische Limousine deshalb geräumiger als die anderen. Eine Person, die größer als 185 cm ist, sitzt mit einer kleinen Lücke an den Knien hinter demselben Fahrer, lehnt jedoch an der Decke.
Der Einstieg in den BMW ist wegen der hohen Ladekante schwieriger, außerdem ist der Platz geringer – die Beine brechen in der Rückenlehne ein. Der Genesis ist ehrlich gesagt eng: Es gibt keinen Platz für Füße und Knie. Und der Kofferraum des G70 ist ein klarer Verlierer. Volumen, einfaches Beladen durch eine verengte Öffnung, billige Ausstattung – all das ist das Schlimmste im Trio. Der Volvo liegt aufgrund des Fehlens eines elektrisch angetriebenen Kofferraums auf dem zweiten Platz.
Mir gefällt, wie der Motor beim S60 durch Drehen eines Knopfes am Mitteltunnel gestartet wird. Der Startknopf befindet sich beim BMW an der gleichen Stelle, geht aber bei ähnlichen Modellen verloren, und beim G70 ist er hinter dem Lenkrad versteckt. Seltsam ist nur, dass der Volvo-Motor nicht abschaltet, wenn der Hebel in die andere Richtung gedreht wird. Ein mechanischer Wählhebel des Automatikgetriebes mit festen Positionen ist vielleicht nicht in Mode, aber damit ist man sich auf jeden Fall sicher, welcher Gang eingelegt ist. Alle drei Wagen sind mit Bodenbeschleunigern ausgestattet.
Überraschenderweise fährt sich der S60 BMW-artig. Die Traktionskontrolle ist präzise und die Gangwechsel nicht zu weich. Es bewältigt Stöße mit Widerstandsfähigkeit, reproduziert kurze Wellen und der Körper schwankt nicht. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird die Lenkung merklich härter. Die Reaktionen auf die Lenkradbewegungen sind recht präzise, lediglich in scharfen Kurven sinkt die Reaktionskraft. Die Brötchen sind minimal. Mit einem Wort, die Fahreigenschaften tendieren in Richtung „Fahrerhaftigkeit“. Allerdings ist der Volvo das lauteste Auto. Auf grobem Asphalt treten ab 40 km/h spürbare Reifengeräusche auf. Sind Sie sicher, dass das kein BMW ist?
Eine echte, nicht schwedisch nachgeahmte, bayerische Limousine ist eine Freude für den Fahrer. Auf einem engen Sitz, der keine verstellbare Lendenwirbelstütze hat, sitzt man tiefer, man kann aber die seitlichen Stützrollen an der Rückenlehne verengen. Dies gehört ebenso zur Serienausstattung wie das Lenkrad mit kleinerem Durchmesser als beim Volvo und einem dickeren Kranz. Allerdings fühlt sich der linke Ellenbogen eingeengt an und die optionalen elektronischen Instrumente sind so unbequem, dass man die Bestellung eines Scheibenprojektors empfehlen kann. Grafik und Funktionalität des G70 sind einfacher.
Bei gleicher Leistung von 190 PS verfügt der Diesel über 100 Nm mehr Drehmoment als der Volvo Turbo Four. Das Einzige, worüber man sich beschweren könnte, ist die um eine halbe Sekunde verzögerte Reaktion zu Beginn des Gaspedalwegs. Sobald es losgeht, prescht der BMW 320d schneller als alle anderen voran, gezogen von einer starken, ruhigen Traktion. Die Bedienung des Automatikgetriebes kann nicht als unbemerkt bezeichnet werden, aber die Schaltvorgänge erfolgen sanfter als beim S60 und G70. Wenn man das Start-Stopp-System nicht mit einem Knopf am Tunnel deaktiviert, zittert der Diesel beim Neustart, als ob eine der Halterungen defekt wäre. Das Bremsgefühl bei BMW und Volvo ist ähnlich: Das Pedal hat einen kurzen Weg und ist federnd.
Obwohl das Lenkrad von einem Ende zum anderen fast drei volle Umdrehungen macht, kann man es nicht als träge bezeichnen. Und es ist auch nicht hell. Allerdings lädt der 3er logischer, auch abwechselnd. Durch die konstante Viskosität der Kraft ist der Beginn des Schleuderns nicht zu spüren, aber es ist noch in weiter Ferne. Das Gleichgewicht zwischen Unter- und Übersteuern ist fein abgestimmt. Wie erwartet geht das ansprechendere Handling jedoch zu Lasten der Laufruhe, die schlechter ist als beim S60.
Die Basisfederung mit amplitudenabhängigen Stoßdämpfern ist in ihrer Gattung gut. Es erlaubt kein übermäßiges Stampfen auf großen Schlaglöchern. Das Fahrgefühl ist dicht und fest, aber die Geländegängigkeit des vorherigen 3er kann man vergessen. Auch mit optionalen geräuschdämmenden Frontscheiben, wie in unserem Fall, kann der 3er nicht als leise bezeichnet werden. Geräusche von der Straße sind ebenso hörbar wie das Abrollen der einzigen Run Flat-Reifen im Test. Die wichtigste Schlussfolgerung lautet jedoch: Schon der Basis-320d übernimmt harmonisch die Rolle einer Limousine mit deutlich sportlichen Eigenschaften. Wie es sich für einen BMW gehört.
Der Genesis wird als ein Auto präsentiert, das über den Tellerrand hinaus gebaut wurde. Tatsächlich gibt es hier eine Reihe origineller Lösungen. So sparten die Koreaner beispielsweise nicht an der Veredelung von Chrom, einschließlich der Türgriffe, sparten an schlüssellosen Zugangssensoren und installierten Tasten nur an der Vorderseite. Bereits beim „Basis“-Modell ist die Frontplatte mit Kunstleder veredelt. Aber es kann nicht von den billigen silbernen Innentasten und der kaltblauen Beleuchtung ablenken. Das Metall der Türrahmen wird zur Schau gestellt. Dafür schließen die Türen mit einem edleren Klang als beim Volvo oder BMW, wo das billige Klappern besondere Verwunderung hervorruft.
Das Lenkrad überrascht mit der Primitivität der rutschigen Trommelsteuerungen für Audiosystem und Bordcomputer. Gleichzeitig ermöglicht der reichhaltig gesteppte Sitz eine bequemere Sitzposition als der flache Sitz mit Buckelprofil im Volvo. Darüber hinaus ist nur beim G70 die Sitzbelüftung und die Lenksäulenverstellung per Elektroantrieb möglich.
Der Bildschirm des Mediensystems ist klein, die Grafik langweilig. Der Volvo-Komplex ist funktionaler und im BMW auch bequemer zu steuern, dank Joystick, der das Anstupsen der Touchfelder unterwegs überflüssig macht. Und das optionale 3er-System (Version 7.0) kann für seinen hervorragenden Verkehrs- und Staustatus gelobt werden.
Auf den ersten Kilometern scheint der G70 das komfortabelste Auto im Trio zu sein. Ruhig wird es in der Stadt, wenn der imitierte Motorsound über die Lautsprecher ausgeschaltet ist (es gibt sogar drei Möglichkeiten!). Die Federung mit adaptiven Stoßdämpfern absorbiert kleinere Straßenunebenheiten und Wellenschwankungen besser. Bei einer längeren Fahrt nimmt der Komfort ab. Auf der Autobahn ist der Genesis voller aerodynamischer Geräusche, sodass er nicht als leiser als der BMW angesehen werden kann. Große Schlaglöcher auf Regionalstraßen führen zu Erschütterungen und es kommt zu so vielen niederfrequenten Körperbewegungen, dass nicht jeder Gleichgewichtsapparat ihnen standhalten kann.
Wenn die Koreaner versuchten, in die Komfortzone vorzudringen, warum hat der G70 dann ein so scharfes Lenkrad, das von einem Ende zum anderen 2,3 Umdrehungen macht? Auf einer Hochgeschwindigkeitsautobahn kann man sich nicht entspannen: Man muss die Flugbahn ständig kontrollieren, denn sobald man das Lenkrad berührt, biegt man sofort geradeaus ab. Darüber hinaus leidet das Lenkrad bei unebenen Kurven unter einigen Störmomenten. Darüber hinaus wird die Felge durch Unebenheiten der Fahrbahn erschüttert. Es ist ziemlich pingelig.
Auch bei der Steuerung des Gashebels mangelt es an Harmonie. Leicht aufs Pedal treten – und los geht’s! Aber der Versuch, aus der Bewegung heraus zu beschleunigen, führt fast immer zu einer Verzögerung. Das Automatikgetriebe hält fanatisch an höheren Gängen fest und schaltet nach einer Pause nur ruckartig zurück. Im Stau und bei hohen Geschwindigkeiten sind die stufenweisen Reaktionen auf das Gaspedal unangenehm. Die ultimativen Fähigkeiten des Autos sind bescheiden, obwohl der G70 sieben PS stärker ist als der Volvo und fünfzig Newtonmeter mehr Drehmoment hat. Der Sportmodus ist kein Allheilmittel: Die Federung bleibt locker und die Beschleunigungssteuerung ist nichtlinear. Darüber hinaus wird der Modus bei jedem Neustart des Fahrzeugs stets auf „Komfort“ zurückgesetzt.
Es gibt nur wenige offensichtliche Vorteile – Allradantrieb und eine Bodenfreiheit von 15 Zentimetern im Vergleich zu 13 bis 14 Zentimetern bei der Konkurrenz. Der Einstiegspreis ist attraktiv und es ist kein Zufall, dass der Löwenanteil der Nachfrage auf die Elegance-Ausstattung der zweiten Stufe entfällt. Preislich können weder BMW noch Volvo etwas Vergleichbares anbieten. Es hat keinen Sinn, mehr für den engen Genesis zu bezahlen, der hektisch zwischen Komfort und Sport pendelt. Eine große Menge, wie beim Testmuster, ist ungerechtfertigt, egal wie gut die Ausstattung sein mag.
Beim BMW ist alles klar: Er ist die ultimative Wahl für einen Fahrbegeisterten. Leider ist es eine teure Wahl. Schon nach dem Test kam die Nachricht, dass die 320d-Version ab Novemberproduktion nur noch in der Allradversion xDrive mit M-Sportpaket geliefert wird. Der frontgetriebene S60 Inscription ist etwas günstiger, aber angesichts seiner reichhaltigen Ausstattung verwundert er nicht so sehr wegen des Preises, sondern wegen der Abkehr von vielen traditionellen Volvo-Werten. Unterbewusst erwartet man von einem schwedischen Auto Stille und eine sanfte Fahrt, und diese findet man bestenfalls im Genesis. Seltsam.
Dies ist eine Übersetzung. Das Original können Sie hier lesen: https://www.drive.ru/test-drive/bmw/genesis/volvo/5db81d8aec05c4195a0000aa.html