Bei Autoreview sind wir fast Pioniere beim Einsatz von Carsharing-Fahrzeugen für Tests. Als Toyota uns den damals neuen RAV4 nur ungern lieh, testeten wir ihn abwechselnd über Carsharing. Nur einen Monat später führten wir einen Vergleichstest zwischen gemieteten Audi A3 und Mercedes CLA Limousinen durch, da die Presseflotten aufgrund der COVID-Quarantäne geschlossen waren. Jetzt sind die Presseflotten wieder in Betrieb, aber… um mich mit dem elektrischen Moskvich 3e vertraut zu machen, habe ich noch einmal meine Kurzzeitmiete-App geöffnet.
Ich nutze Kurzzeitmiete-Dienste etwa einmal pro Woche. Zum Beispiel an Tagen, an denen ein abendliches Treffen mit Freunden in einer Bar geplant ist, was eine Metrofahrt nach Hause erfordert. Oder für Fahrten ins Moskauer Zentrum, wo das Parken sehr teuer ist. Genau bei einer solchen Gelegenheit lernte ich das Elektrofahrzeug kennen, obwohl ich es zunächst aufspüren musste.
Es gibt Hunderte von benzinbetriebenen Moskvich 3 Crossovern in Moskaus Carsharing-Diensten, aber elektrische Versionen kann man an einer Hand abzählen. Lange Zeit waren sie immer zu weit entfernt: Wann immer ich die App überprüfte, war das nächste verfügbare Elektroauto auf der anderen Seite der Stadt. Darauf zu warten, dass es jemand in meine Straße bringt, hätte ewig dauern können. Als also ein Moskvich 3e Mietauto in meiner Gegend auftauchte, fuhr ich prompt mit einem anderen benzinbetriebenen Auto dorthin.
Nicht viele Leute wollen einen elektrischen Moskvich fahren, hauptsächlich weil minutenweise Abrechnung nicht verfügbar ist. Man gibt entweder eine Adresse ein und die App berechnet sofort die Gesamtkosten der Fahrt, oder man mietet für eine feste Zeit (30, 60 oder 90 Minuten) zu einem festen Preis (440, 850 bzw. 1220 Rubel). Ich wählte Letzteres.

Das Interieur des Moskvich versucht nicht, teuer zu wirken, alle Veredelungsmaterialien sind einfach – sogar weiche Einsätze mit künstlichen Nähten
Der Moskvich 3e erwartete mich in der Nähe eines Wohngebäudes in Nagatino. Eine äußere Inspektion ergab keine Schäden, aber beim Betreten der Kabine… das ist genau der Grund, warum ich Carsharing nicht mag. Leute, Mietautos sollten nicht so schlecht behandelt werden! Schmutz auf den Sitzen, Schmutz auf dem Boden, Papiere in den Getränkehaltern. Schande über diese nachlässigen Fahrer! Zum Glück hatte ich Reinigungstücher dabei und stellte das Interieur schnell in einen akzeptablen Zustand wieder her. Nun, fahren wir.

Bei den virtuellen Instrumenten kann nur das Farbschema geändert werden
Der Gangwahlknopf dreht sich endlos—wie beim Jolion—ohne Anschläge, aber die Klicks sind deutlich, und die Elektronik schaltet die Modi ohne Fehler oder Verzögerungen. Die Auswahl von D und das Lösen der Bremse bewirkt nichts; der Moskvich bewegt sich nur beim Drücken des Gaspedals, und diese Einstellung kann nicht geändert werden.

Der Hauptunterschied zwischen dem Interieur des Elektroautos und der Kraftstoffversion ist die Gangwahlscheibe anstelle des Hebels.
Im Standard-Eco-Modus ist der Crossover extrem träge und hilflos. Er scheint im ersten Drittel des Pedalwegs völlig unempfänglich zu sein und erfordert nahezu Vollgas, um mit dem Tempo des Moskauer Verkehrs mitzuhalten. Dieses träge Verhalten ist besonders bei Parkmanövern unpraktisch und erzwingt übertrieben starke Pedalbewegungen, was Verwirrung stiftet.
Das Deaktivieren des Eco-Modus über das Mediensystem verwandelt das Auto dramatisch. Jetzt gibt es keinen Zweifel, dass der Motor die beworbenen 193 PS liefert, trotz des beträchtlichen Leergewichts (1800 kg, einschließlich einer 438 kg schweren Batterie). Dennoch wirft die Gaspedalreaktion Fragen auf—der Moskvich beginnt die Beschleunigung erst nach einer Sekunde Verzögerung, unabhängig davon, wie stark das Pedal gedrückt wird. Es fühlt sich an wie das Fahren eines abgasbeschränkten Benzinautos anstatt eines Elektroautos.

Das Mediensystem hat eine sinnvolle Russifizierung und eine klare Menüstruktur. Der Touchscreen reagiert ohne Verzögerungen auf Berührungen, und das Drücken wird durch Ton bestätigt.
Aber sobald er sich bewegt—ist er ein Hurrikan! Auf von 30°C Wetter aufgeheiztem Asphalt dreht der Moskvich 3e mit seinen 340 Nm Drehmoment die Vorderräder durch—nicht nur aus dem Stand, sondern sogar bei 60 km/h. Interessanterweise trägt er renommierte Michelin Primacy 4 Reifen, allerdings in China hergestellt, nicht billigen No-Name-Gummi. Die Traktionskontrolle arbeitet grob und unterbricht periodisch das Drehmoment bei relativ niedrigen Frequenzen nach modernen Standards.

Das Bild der Rundumsicht-Kameras ist hell und lebendig, aber die Brennweite ist schlecht gewählt
Auf nassem Asphalt wird das Durchdrehen der Räder übermäßig störend. Dennoch beschleunigt der Moskvich auf trockenen Straßen in etwa 3,5 Sekunden auf 50 km/h und übertrifft wahrscheinlich die offizielle 0–100 km/h-Zeit (9,7 s). Trotzdem eignet sich keiner der verfügbaren Fahrmodi gut für den alltäglichen Gebrauch. Der unbenannte Standardmodus fühlt sich eher wie Sport an, was auf die Notwendigkeit einer zusätzlichen, ruhigeren Einstellung hindeutet.

Der elektrische Moskvich hat LED-Scheinwerfer, aber mit manueller Korrektur
Ein angenehmer Vorteil des Elektroautos ist seine steuerliche PS-Zahl, die von Herstellern selten beworben wird, aber für Steuerberechnungen wichtig ist, da sie die kontinuierliche 30-Minuten-Leistung des Elektromotors berücksichtigt. Beim Moskvich 3e sind es nur 68 PS, deutlich weniger als die Spitzenleistung. Selbst wenn Moskau eine Verkehrssteuer für Elektrofahrzeuge wieder einführt, wären es nur 816 Rubel jährlich. Übrigens beträgt das kontinuierliche 30-Minuten-Drehmoment 120 Nm.

Das Panoramadach mit verschiebbarem Abschnitt ist exklusiv für den elektrischen Moskvich. Die Benziner haben nur eine kleine Luke.
Bezüglich der Reichweite ist der Moskvich nicht Chinas JAC Sehol E40X, sondern seine… europäische Version! Ja, JACs internationale Website erklärt explizit: “EU-Version”, obwohl JAC in Europa nicht vertreten ist. Diese Version verfügt über eine moderne 65,7 kWh Lithium-Ionen-Batterie mit NCA-Kathode (Nickel-Kobalt-Aluminium), fortschrittlichem Thermomanagement und einer Wärmepumpe, im Gegensatz zur einfacheren 55 kWh Lithium-Eisenphosphat-Batterie, die in China verwendet wird. Aufgrund der “europäischen Spezifikation” verwendet der Moskvich einen CCS2/Typ 2 Ladeanschluss anstelle des chinesischen GB/T.

Das Touchpad dupliziert die Funktionen des Hauptbildschirms, ist aber aufgrund fehlender taktiler oder akustischer Rückmeldung schwer zu verwenden.
Die beworbene WLTP-Reichweite beträgt 410 km. Mein Miet-Moskvich hatte 96% Ladung und versprach 395 km. Nach nur 18 km Fahrt konnte ich diese Zahlen nicht vollständig bewerten, aber erste Eindrücke lassen vermuten, dass das Erreichen der beworbenen Reichweite realistisch ist.

Dieser Sitz sieht nur gut aus, ist aber in Wirklichkeit weich und unbequem. Nur das Kissen hat elektrischen Antrieb, die Lehne wird manuell verstellt
Zusammenfassend ist die elektrische Seite dieses JAC-Moskvich-Hybrids nicht hochmodern, aber anständig—braucht nur Software-Verfeinerungen. Als Gesamtfahrzeug lässt es jedoch viel zu wünschen übrig. Die Federung ist extrem hart und verursacht Unbehagen bei städtischen Unebenheiten und erfordert vorsichtiges Überfahren von Geschwindigkeitshügeln. Straßenlärm ist unerwartet prominent im Inneren, der Fahrersitz ist unbequem, und das Lenkrad ist vage, mit nur höhenverstellbarer Einstellung, die für meine 186 cm Körpergröße unzureichend ist.

Diese Schlaufe rechts unter der Motorhaube ist für die Notentriegelung des Ladeanschlusses vorgesehen.
Am enttäuschendsten war das Klimaanlagensystem—Kalibrierungsprobleme plagen sogar benzinbetriebene Moskviches. In dieser elektrischen Version war die Klimaanlage bei heißem Wetter praktisch wirkungslos. Schließlich schaltete ich sie aus und öffnete die Fenster—wie in einem Zhiguli vor vielen Jahren…
Vielleicht war dieser Moskvich schon müde vom Carsharing? Doch sein Kilometerzähler zeigte nur 2900 km—praktisch neu!

Alle elektrischen Komponenten befinden sich frei unter der Motorhaube

Ganz unten befindet sich ein dreiphasiger Synchron-Elektromotor TZ200XS, der bis zu 11.000 U/min drehen kann
Zweifellos hat die “Drei” ihre praktischen Vorteile—eine relativ geräumige Kabine, einen anständigen Kofferraum und ein Panoramadach. Nach anderthalb Jahren russischer Produktion sind jedoch keine zusätzlichen Heizfunktionen hinzugekommen (nur die Spiegel und Vordersitze werden beheizt), noch wurde eine Fahrwerksanpassung durchgeführt. Man könnte all diese Mängel beim benzinbetriebenen Moskvich übersehen, der nach der Winter-Preisreduzierung 1,7–1,9 Millionen Rubel kostet. Aber die elektrische Version kostet 4,1 Millionen Rubel! Selbst unter Berücksichtigung der Regierungssubvention, die nur beim Kreditkauf verfügbar ist, kostet sie 3,2 Millionen Rubel. Zu diesem Preis erwartet man ein weitaus attraktiveres Set an Verbrauchereigenschaften.

Eine der Berufungen des elektrischen Moskvich
Übrigens, kaufen Privatkunden überhaupt elektrische Moskviches? Ende Mai hatte nur ein Moskauer Händler diese Autos verfügbar, und ich ging dorthin, um nachzuforschen. Die Verkäuferin gab offen zu, dass Einzelkäufer selten mehr als beiläufige Neugier an Elektrofahrzeugen zeigen. Die meisten Käufe kommen von Firmenkunden—hauptsächlich staatlichen Organisationen. Vermutlich lösen diese Einrichtungen das Ladeproblem selbständig, da der Händler keine einzige für die Garageninstallation geeignete Ladestation anbot.
Laut Autostat-Daten wurden von Januar bis Mai dieses Jahres nur 645 elektrische Moskviches registriert. Ohne Preisreduzierung und erhebliche Verbesserungen in der Gesamtfahrzeugqualität ist es schwer, höhere Verkaufszahlen zu erwarten. Persönlich konnte ich keinen einzigen überzeugenden Grund finden, diesen elektrischen Crossover zu kaufen. Ein anderer “Dreier”—der Tesla, auch wenn gebraucht—scheint zum gleichen Preis weitaus attraktiver.
| Parameter | Moskvich 3e (Elektrofahrzeug) |
|---|---|
| Karosserietyp | Fünftüriger Kombi |
| Sitzplätze | 5 |
| Abmessungen (mm) Länge Breite Höhe Radstand Spurweite (vorn/hinten) Bodenfreiheit (mm) | 4410 1800 1660 2620 1510 / 1500 170 |
| Kofferraumvolumen, L | 520–1050* |
| Leergewicht, kg | 1800 |
| Gesamtgewicht, kg | 2175 |
| Motor | Elektrisch, synchron, permanent erregter |
| Motorposition | Vorderachse, quer |
| Max. Leistung, PS/kW | 193 / 142 |
| Max. Drehmoment, Nm | 340 |
| Antriebsart | Vorderradantrieb |
| Vorderradaufhängung | Unabhängig, Feder, MacPherson |
| Hinterradaufhängung | Halbunabhängig, Feder |
| Vorderbremsen | Belüftete Scheibe |
| Hinterbremsen | Scheibe |
| Reifengröße | 225/45 R18 |
| Max. Geschwindigkeit, km/h | 140 |
| Beschleunigung 0–100 km/h, s | 9.7 |
| Traktionsbatterietyp | Lithium-Ionen (NCA) |
| Batteriekapazität, kWh | 65.7 |
| Reichweite (WLTP), km | 410 |
*Mit umgeklappten Rücksitzen
Foto: Igor Vladimirsky
Dies ist eine Übersetzung. Den Originalartikel können Sie hier lesen: Электрик на час: знакомство с кроссовером Москвич 3е
Veröffentlicht Juli 03, 2025 • 8 m zum Lesen