Kurzinfos über den Tschad:
- Bevölkerung: ca. 20,5 Millionen Menschen.
- Hauptstadt: N’Djamena.
- Amtssprachen: Französisch und Arabisch.
- Weitere Sprachen: Über 120 indigene Sprachen, darunter Tschadisch-Arabisch, Sara und Kanembu.
- Währung: Zentralafrikanischer CFA-Franc (XAF).
- Regierungsform: Präsidialrepublik.
- Hauptreligion: Islam im Norden und Christentum im Süden, daneben werden auch traditionelle afrikanische Religionen praktiziert.
- Geografie: Binnenstaat in Nord-Zentralafrika, der im Norden an Libyen, im Osten an den Sudan, im Süden an die Zentralafrikanische Republik und im Westen an Kamerun, Nigeria und Niger grenzt. Die Landschaft des Tschad umfasst Wüsten im Norden, die Sahelzone im Zentrum und Savannen im Süden.
Fakt 1: Ein großer Teil des Tschad wird von der Sahara eingenommen
Ein großer Teil des Tschad wird tatsächlich von der Sahara eingenommen, die etwa das nördliche Drittel des Landes bedeckt. Diese trockene, sandige Region ist durch extreme Temperaturen, minimale Niederschläge und spärliche Vegetation gekennzeichnet. Die Sahara erstreckt sich im Tschad bis zum Tibesti-Gebirge im Nordwesten, wo sich mit dem Emi Koussi mit etwa 3.445 Metern der höchste Berg des Landes befindet.
Die Sahara hat einen erheblichen Einfluss auf das Klima und die Lebensweise in den nördlichen Regionen des Tschad, wo die Bevölkerungsdichte aufgrund der rauen Umwelt sehr gering ist. Nomadische Viehzüchter wie das Volk der Tubu leben traditionell in dieser Gegend und sind in einer der trockensten Gegenden der Erde auf Viehzucht und angepasste Überlebensstrategien angewiesen.
Fakt 2: Im Tschad gibt es mehrere hundert ethnische Gruppen
Der Tschad ist mit über 200 verschiedenen ethnischen Gruppen sehr vielfältig. Diese Vielfalt spiegelt sich in einer Vielzahl von Sprachen, Kulturen und religiösen Praktiken im ganzen Land wider. Zu den größten Gruppen gehören die Sara, die hauptsächlich im Süden leben, und die arabischsprachigen Gruppen, die in den zentralen und nördlichen Regionen stark vertreten sind. Weitere bedeutende Gruppen sind die Kanembu, Tubu und Hadjerai.
Jede dieser ethnischen Gemeinschaften bringt einzigartige Bräuche, Sprachen und soziale Strukturen mit sich, die oft von ihrer Umgebung geprägt sind – wie z. B. der landwirtschaftliche Lebensstil im Süden und die nomadische Viehzucht im Norden. Diese reiche ethnische Vielfalt ist zwar kulturell bedeutsam, hat aber manchmal zu sozialen und politischen Spannungen geführt, insbesondere wenn verschiedene Gruppen um Ressourcen und politischen Einfluss konkurrieren.
Fakt 3: Das Land wurde nach dem Tschadsee benannt
Der Name „Tschad“ leitet sich vom Kanuri-Wort Tsade ab, was „See“ oder „großes Gewässer“ bedeutet. Der Tschadsee war eine wichtige Wasserquelle, die die Landwirtschaft, die Fischerei und den Lebensunterhalt der Gemeinden im Tschad und in den Nachbarländern, darunter Nigeria, Niger und Kamerun, sicherstellte.
In den letzten Jahrzehnten ist der Tschadsee jedoch aufgrund des Klimawandels, der Dürre und des gestiegenen Wasserverbrauchs erheblich geschrumpft. Seine Fläche ist von etwa 25.000 Quadratkilometern in den 1960er Jahren auf weniger als 2.000 Quadratkilometer in den letzten Jahren geschrumpft. Dieser Rückgang hat schwerwiegende ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region, da Millionen von Menschen für ihren Lebensunterhalt und Handel auf den See angewiesen sind.
GRID-Arendal, (CC BY-NC-SA 2.0)
Fakt 4: Der Tschad ist reich an natürlichen Ressourcen
Die Entdeckung von Erdöl in den 1970er Jahren und der Beginn der Förderung im Jahr 2003 markierten einen bedeutenden Wandel in der Wirtschaft des Landes. Die Ölexporte machen heute einen Großteil der Einnahmen des Tschad aus und tragen wesentlich zu den Staatseinnahmen bei. Das Doba-Becken im Süden des Landes ist eines der Hauptgebiete für die Ölförderung, von wo aus Pipelines zum Export an die Küste Kameruns verlaufen.
Neben Erdöl verfügt der Tschad über Vorkommen wertvoller Mineralien, darunter Gold, Uran, Kalkstein und Natron (Natriumcarbonat). Der Goldabbau, der oft informell erfolgt, konzentriert sich auf die nördlichen Regionen, während die Uranvorkommen im Norden bei einer Erschließung eine zukünftige Ressource darstellen könnten. Trotz seines Ressourcenreichtums steht der Tschad jedoch vor der Herausforderung, diese Vermögenswerte in ein weit verbreitetes Wirtschaftswachstum umzuwandeln, was zum Teil auf die begrenzte Infrastruktur, politische Instabilität und Probleme bei der Regierungsführung zurückzuführen ist.
Fakt 5: Trotz seiner Ressourcen ist der Tschad eines der ärmsten Länder
Trotz seiner natürlichen Ressourcen zählt der Tschad durchgehend zu den ärmsten Ländern der Welt. Etwa 42 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, wobei es eine weit verbreitete Einkommensungleichheit und begrenzte wirtschaftliche Möglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft und eines begrenzten Rohstoffsektors gibt. Die Armut im Tschad ist in ländlichen Gebieten, in denen etwa 80 % der Bevölkerung leben, besonders gravierend. Viele Menschen sind auf Subsistenzlandwirtschaft und Viehzucht angewiesen, die anfällig für Klimabedingungen und periodische Dürren sind, was häufig zu Ernährungsunsicherheit und Unterernährung führt.
Die Wirtschaft des Landes wird zwar durch Öleinnahmen gestützt, hat sich jedoch nicht effektiv in eine Entwicklung für die breite Bevölkerung umgesetzt. Ein Großteil des Reichtums aus den Ressourcen konzentriert sich auf die Elite, und Korruption bleibt ein erhebliches Hindernis für ein gerechtes Wirtschaftswachstum. Darüber hinaus weist der Tschad eine der weltweit höchsten Kindersterblichkeitsraten und eine der niedrigsten Schulbesuchs- und Alphabetisierungsraten auf, insbesondere bei Mädchen und Frauen, wodurch sich der Armutskreislauf fortsetzt.
120, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Fakt 6: Einer der ältesten bekannten menschlichen Vorfahren wurde im Tschad entdeckt
Im Jahr 2001 grub ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Michel Brunet in der Djurab-Wüste im Norden des Tschad einen Schädel aus. Dieser Schädel, der Sahelanthropus tchadensis genannt wird und oft den Spitznamen „Toumaï“ (was in der lokalen Daza-Sprache „Hoffnung auf Leben“ bedeutet) trägt, ist schätzungsweise etwa 6 bis 7 Millionen Jahre alt.
Sahelanthropus tchadensis gilt als eine der frühesten bekannten Arten in der menschlichen Evolutionslinie und liefert wichtige Erkenntnisse über die Divergenz zwischen Menschen und Menschenaffen. Seine Merkmale, darunter ein relativ flaches Gesicht und kleine Eckzähne, deuten darauf hin, dass er aufrecht gehen konnte, was ein wichtiges Merkmal in der menschlichen Evolution ist. Dieser Fund stellt frühere Annahmen in Frage, dass frühe menschliche Vorfahren nur in Ostafrika lebten, da er die bekannte Reichweite früher Homininen weiter nach Westen ausdehnt.
Fakt 7: Im Tschad gibt es einige ungewöhnliche Musikinstrumente
Ein bemerkenswertes Instrument ist das Adou, ein traditionelles Saiteninstrument, das einer Laute ähnelt und hauptsächlich vom Volk der Sara im Süden des Tschad gespielt wird. Das Adou besteht aus einem Holzkörper, der mit Tierhaut überzogen ist, und verfügt über mehrere Saiten, die oft gezupft werden, um melodische Klänge zu erzeugen, die Gesang und Geschichtenerzählen begleiten.
Ein weiteres interessantes Instrument ist das Banga, eine Art Schlaginstrument, das aus einem Holzrahmen besteht, der mit einer Membran bespannt ist, ähnlich einer Trommel. Das Banga wird bei verschiedenen traditionellen Tänzen und Zeremonien verwendet und zeigt das lebendige musikalische Erbe des Landes.
Das Kakaki ist ein bekanntes und ungewöhnliches Musikinstrument im Tschad, das für seine Bedeutung in der traditionellen Musik und bei Zeremonien bekannt ist. Es handelt sich um eine lange Trompete, die in der Regel aus Metall oder manchmal auch aus Holz gefertigt ist und bis zu drei Meter lang sein kann. Die Kakaki zeichnet sich durch ihre konische Form aus und erzeugt einen kraftvollen, resonanten Klang, wodurch sie sich ideal für Auftritte im Freien eignet.
Traditionell wird die Kakaki mit den Kulturen der Hausa und Kanuri im Tschad sowie in Nachbarländern wie Nigeria und Niger in Verbindung gebracht. Sie wird oft bei wichtigen Ereignissen wie königlichen Zeremonien, Feiern und Festen gespielt und dient sowohl musikalischen als auch zeremoniellen Zwecken.
Yacoub D., CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Fakt 8: Kinderheirat ist ein großes Problem im Tschad
Verschiedenen Berichten zufolge hat der Tschad eine der höchsten Raten von Kinderheirat weltweit. Schätzungen zufolge werden etwa 67 % der Mädchen vor dem 18. Lebensjahr verheiratet. In einigen Gebieten kann dieser Prozentsatz sogar noch höher liegen.
Die Kinderehe im Tschad ist oft auf wirtschaftliche Faktoren zurückzuführen, da Familien ihre Töchter früh verheiraten, um finanzielle Belastungen zu verringern oder Mitgiften zu sichern. Darüber hinaus können traditionelle Überzeugungen über Geschlechterrollen und der wahrgenommene Wert von Mädchen diese Praxis aufrechterhalten. Eine frühe Heirat hat schwerwiegende Folgen für Mädchen, darunter eingeschränkter Zugang zu Bildung, erhöhte Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit einer frühen Geburt und eine höhere Wahrscheinlichkeit, häuslicher Gewalt ausgesetzt zu sein.
Fakt 9: Es gibt 2 UNESCO-Welterbestätten im Land
Der Tschad hat zwei UNESCO-Welterbestätten:
- Seen von Ounianga (2012 ernannt): Diese Stätte besteht aus einer Reihe von Seen in der Sahara, die ein einzigartiges Ökosystem darstellen und für die lokale Biodiversität von entscheidender Bedeutung sind. Die Seen sind für ihre auffälligen blauen Farben und ihren unterschiedlichen Salzgehalt bekannt und bieten wichtige Lebensräume für Flora und Fauna.
- Ennedi-Massiv: Natur- und Kulturlandschaft (2016 ernannt): Diese Stätte zeichnet sich durch atemberaubende Felsformationen, Schluchten und archäologische Stätten aus, darunter auch antike Felsmalereien. Das Ennedi-Massiv ist nicht nur wegen seiner natürlichen Schönheit von Bedeutung, sondern auch wegen seines kulturellen Erbes, da es Überreste menschlicher Besiedlung aus Tausenden von Jahren enthält.
David Stanley from Nanaimo, Canada, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Der Tschad gilt allgemein als unsicheres Reiseland, insbesondere in bestimmten Regionen. Das US-Außenministerium und andere Regierungen haben Reisehinweise herausgegeben, da sie Bedenken hinsichtlich Kriminalität, ziviler Unruhen und Gewaltpotenzial haben, insbesondere in Gebieten nahe der Grenzen zu Libyen, Sudan und der Zentralafrikanischen Republik. Wenn Sie eine Reise in das Land planen, erkundigen Sie sich, ob Sie eine Versicherung, einen internationalen Führerschein für das Fahren im Tschad, eine Roaming- oder lokale SIM-Karte und eine Begleitperson in gefährlichen Regionen benötigen.
Fakt 10: Im Tschad gibt es ein ungewöhnliches Festival namens Gerewol
Gerewol ist ein ungewöhnliches und lebendiges Fest, das vom Volk der Wodaabe, einer nomadischen Volksgruppe im Tschad und in Teilen Nigers, gefeiert wird. Dieses Fest ist bemerkenswert wegen seiner kulturellen Bedeutung und einzigartigen Bräuche, insbesondere wegen seiner ausgefeilten Rituale rund um die Werbung und Schönheit.
Gerewol findet in der Regel jährlich während der Regenzeit statt und dauert mehrere Tage. Es zeichnet sich durch eine Reihe von Veranstaltungen aus, darunter Musik, Tanz und Wettbewerbe, bei denen junge Männer ihre Attraktivität und ihren Charme gegenüber potenziellen Bräuten zur Schau stellen. Die Männer bemalen ihre Gesichter mit aufwendigen Mustern, tragen traditionelle Kleidung und führen traditionelle Tänze auf, um die Frauen zu beeindrucken und ihre körperliche Schönheit zu zeigen.
Einer der Höhepunkte des Festivals ist der „Shadi“-Tanz, bei dem die Teilnehmer rhythmische Bewegungen ausführen und singen, oft in einem Wettbewerbsformat. Auch Frauen spielen beim Gerewol eine wichtige Rolle, da sie die Darbietungen und die Schönheit der Männer bewerten.